Was bleibt, wenn ich gehe?

Ich denke da nicht gerne drüber nach, wer macht das schon. Über den eigenen Tod. Wobei ich jetzt nicht über das Sterben an sich oder meine Gedanken zum Leben nach dem Tod referieren will. Das ist eine andere Sache. Nein, für mich geht es heute um das Thema Testament. Diese Gedanken mache ich mir nicht zu ersten Mal. Ich versuche mir allerdings zur Routine zu machen, jedes Jahr zwischen den Jahren das Testament rauszunehmen und anzuschauen, ob alles noch passt. Und es gegebenenfalls zu aktualisieren.

Wenn ich morgen sterbe und es gäbe kein Testament, dann wäre mein Mann ein reicher Mensch mit mindestens zwei Problemen. Er hätte seine Frau verloren und er würde sich darüber Gedanken machen, wie er mein Vermögen möglichst in meinem Sinne ausgibt. Letzteres müsste er natürlich nicht tun, würde er aber. Ein Testament – mein letzter Wille – kann ihm da helfen.

Ich habe mich bisher immer für die selbstgeschriebene Variante entschieden. Natürlich könnte ich mir auch die Beratung von einem Notar einholen und dort mein Testament hinterlegen. Wahrscheinlich wäre das sicherer. Aber ich möchte gar nicht daran glauben, dass sich meine Erben streiten werden. Und ich habe das in meiner Familie tatsächlich noch nie erlebt, im Gegenteil. Bei meinen Eltern war immer das höchste Gut, dass sie sich mit ihren Geschwistern nicht um das Erbe streiten werden. Lieber gibt man ein bisschen was ab. Und von dieser Haltung gehe ich bei meinen Erben auch aus.

Mein Testament gliedert sich in zwei Teile. Wenn ich alleine sterbe, wird mein Mann im wesentlichen zum Alleinerbe. Er ist noch keine 60 und wird hoffentlich noch viele Jahre leben. Das soll er möglichst gut tun, ich will ihm da so wenig Beschränkungen wie möglich auferlegen. Zumal es keine Risikolebensversicherung oder sowas gibt, die meine Arbeitskraft und damit das immer wieder mal reinkommende Einkommen abfedern würde.

Was aber, wenn wir bei einem Unfall oder so beide ums Leben kommen? Für diesen Fall habe ich auch eine Verteilung im zweiten Teil des Testaments festgelegt. Diese wird ihm auch helfen, ein Testament zu machen, wenn er als Alleinerbe über mein Vermögen verfügt. Natürlich muss er sich nicht dran halten, aber vielleicht tut er es ja. Und wenn er es nicht tut, ist mir dies im Himmel wahrscheinlich auch grad egal.

Wie jetzt also das Vermögen verteilen? Ich habe keinen eigenen Kinder, es gibt also keine direkten Nachfahren. Ich habe drei Nichten und Neffen, mein Mann hat auch drei. Die sollen was erhalten, aber nicht so viel. Warum nicht? Es handelt sich um junge Menschen. Ich finde es besser, wenn jeder seinen eigenen Weg findet und dabei nicht auf Rosen gebettet ist. Deshalb gibt es für alle sechs jeweils 20.000 €. Die Geschwister meines Mannes bekommen nochmal denselben Betrag, für das restliche Vermögen ist mein Bruder als Erbe eingesetzt. Er kann dann schauen, wieviel er an seine Kinder weiterleiten will oder eben nicht.

Das kann es doch nicht gewesen sein, oder? Nein, für mich ist es das auch noch nicht. Mein Bruder wird das Geld nicht wirklich brauchen. Er verdient sehr, sehr gut und er arbeitet auch noch gerne. Die Idee der finanziellen Freiheit fand er noch nie ansprechend. Es gibt aber andere Organisationen, die sich für eine bessere Welt einsetzen und denen ich gerne ihre Arbeit mit einem Legat erleichtere. So habe ich mir drei verschiedene Einrichtungen aus dem Bereich Jugend, Umweltschutz und Soziales rausgesucht, die jeweils eine Eigentumswohnung erben werden. Wahlweise können sie diese für ihre Arbeit nutzen oder sie vermieten oder verkaufen diese. Hier muss ich mir übrigens keine Gedanken zu Steuerfreibeträgen machen, gemeinnützige Vereine oder Stiftungen sind in Deutschland von der Erbschaftssteuer befreit. Mache ich mir übrigens sonst auch nicht viel. Ich finde der Staat darf durchaus ein bisschen was abbekommen.

Wie gesagt, in diesem Jahr habe ich zum ersten Mal versucht die Gewohnheit zu etablieren, einmal im Jahr – nämlich zur Jahreswende – das Testament zu aktualisieren. Diesmal konnte ich auch noch einer Großnichte 20.000 € zuschreiben. Sie wurde erst geboren und ich freue mich sehr, sie in mein Testament aufnehmen zu dürfen.

13 COMMENTs
Martin Lorenz

In dem Alter , in dem du und dein Mann sich befinden, finde ich es noch etwas früh, sich über das Testament Gedanken zu machen.
Aber muss jeder für sich entscheiden.
Beachten sollte man auch die
Möglichkeit, dass es am Ende gar nichts zu vererben gibt, etwa, weil alles durch Pflegebedürftigkeit aufgezehrt wird.
Je nachdem, wie lange die dauert, kann es sich da für ein Ehepaar um Summen im sechsstelligen Bereich handeln.
Schließlich will man ja auch eine vernünftige Pflege. Und da die Lebenserwartung immernoch leicht steigt, ist die Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario durchaus als hoch anzusehen.

Ex-Studentin

Ich meinem Bekanntenkreis sind viele mit Anfang/Mitte 50/im besten Alter gestorben. Selbst 20-Jährige kenne ich leider ein paar.. Dein Beitrag hat mich nun dazu bewogen, meinen “letzten Willen” niederzuschreiben. Es soll kein offizielles Testament sein, sondern eher eine Art “Letzter Wille”, damit ich meinen Angehörigen noch ein paar letzte Worte widmen kann und sie grob wissen, wer welche Habseligkeiten bekommen soll und wo sie was finden. Streit um meine Hinterlassenschaften wird es nicht geben, weil es da nicht viel zu erben gibt und alles nach der gesetzlichen Erbfolge gehen soll.

Sabine

Der Beitrag trifft bei mir genau ins Schwarze. Ich finde, man kann sich nicht früh genug darüber Gedanken machen. Mein Mann und ich haben vor der Hochzeit einen Ehevertrag mit Testament beim Notar gemacht, weil bei uns Immobilien mit im Spiel sind. Aktuell beschäftige ich mich mit dem Thema Vorsorgevollmachten, Sorgerechtsverfügungen für unsere Kinder und einem “Vorsorge”-Ordner, der Angehörigen im Fall der Fälle helfen soll, wo sie was finden. Es muss ja nicht immer der Tod sein. Auch eine schwere Krankheit oder ein Unfall kann einen kurzfristig handlungsunfähig machen.
Ich hoffe, wenn wir das Thema jetzt einmal durch haben, müssen wir uns eine ganze Zeit nicht mehr damit beschäftigen.
@Monika: machst du das wirklich mit absoluten Beträgen? Ich kenne das vom Testament meiner Oma so, dass Prozentsätze hinterlegt wurden. Damit sind dann auch Vermögensschwankungen (z.B. durch hohe Ausgaben für Pflege kurz vor dem Tod) kein Problem mehr.

Viele Grüße
Sabine von Elternfinanz

finanziellefreiheit

Hallo Monika,
Ein ernstes, aber sehr wichtiges Thema! Ich denke, dass sich jeder Gedanken über seinen Nachlass machen sollte und insb. zur Vermeidung von Streitigkeiten unter den Erben ein Testament sehr sinnvoll ist.
Bei Deinem Testament in zwei Teilen kann es mE zu Interpretationsfragen kommen: Insb. ob der zweite Teil für Deinen Mann als Erben verpflichtend ist, es könnte ein Fall der Nacherbschaft eintreten. Meine Erfahrung bei Gericht und in der anwaltlichen Praxis ist, dass komplexere Verfügungen, die insb. auf Eventualitäten eingehen, oft deutliche Komplexitätstreiber sind, die dann zu Streit unter den Erben führen können. Ich frage mich daher, ob Du den zweiten Teil des Testaments überhaupt brauchst? Denn für den Fall dass Du und Dein eingesetzter Alleinerbe gemeinsam Sterben, gäbe es ohnedies auch eine gesetzliche Erbfolgeregelung.
Viele Grüße,
FF

Annabella

hallo Monika,
ein Testament erachte ich als absolut wichtig, je früher man sich auch mit solchen Sachen befasst, desto besser, der Tod wird leider allzuoft noch als Tabu angesehen,
aber ebenso wichtig erachte ich eine Generalvollmacht, ich habe diese z.B für meine Mutter, die an Alzheimer-Demenz leidet, und im Pflegeheim ist, sie hat sie zum Glück schon vor einigen Jahren erstellen und notariell beglaubigen lassen, ohne diese Verfügung wäre ich schon oft aufgeschmissen gewesen, gestern wurde meine Mama nun operiert da sie sich einen Schenkelhalsbruch zugezogen hat, auch hier benötigte ich die Vollmacht wieder, es geht ja nicht nur um’s Finanzielle, auch inwiefern lebensverlängernde Massnahmen im Krankenhaus durchgeführt werden sollen, oder ob eine Magensonde gelegt werden soll wenn Jemand nicht mehr isst, ich bin wenigstens in dieser Hinsicht so ausgerüstet dass ich hier den Willen meiner Mama kenne. Es ist schon stressig genug, aber wenigstens muss ich mir hier keine allzugrossen Gedanken mehr machen.
Eines meiner Ziele für 2017 wird werden, für mich selber auch ein Testament zu machen, so etwas finde ich nicht einfach, zumal ich keine direkten Erben habe, ich weiss aber grob wer im Falle meines Ablebens etwas abbekommen soll, ebenso muss ich eine geeignete Patientenverfügung finden, es sind nicht alle vorgefertigten Sachen so wie ich es möchte. Diese Verfügungen sollten tatsächlich auch jährlich aktualisiert werden.
Liebe Monika, der Artikel ist echt toll geschrieben, das Bild hat mich allerdings ein wenig zurückschrecken lassen.

Heike

Vielen Dank für interessante Gedanken über das Testament. Sie sind eine sehr gutherzige und großzügige Person, dass Sie niemanden von den Verwandten in Ihrem Testament vergessen. Ich finde es auch sinnvoll, ein Testament zu erstellen, um mögliche Auseinandersetzungen unter meinen Kindern auszuschließen.

Julia Schwarzmann

Es ist schön, die Sicherheit zu haben, dass sich die Erben um den Nachlass nicht streiten werden. Man kann aber nicht immer diese Garantie haben, deswegen werde ich mein Testament von einem Notar erstellen lassen. Ich finde es sehr schlau, dass Sie sich auf zwei verschiedenen Szenarien vorbereitet haben. Das werde ich auch in Erwägung ziehen. Vielen Dank, dass sie Ihre Erfahrung geteilt haben.

Markus Richter

Ein Testament zu verfassen und regelmäßig aktualisieren, ist sehr wichtig, vor allem wenn man keine Kinder hat. Wie Ihr Fall zeigt, kann man damit bestimmen, wie das Vermögen unten den Angehörigen verteilt werden muss. Zum Beispiel mag ich, dass Sie das zu gleichen Teilen für die Nichten und Neffen aufgeteilt haben, ich könnte mich auch für mein Testament inspirieren lassen. Allerdings würde ich mich vor der Verfassung eine Beratung vom Notar einholen.

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