Sie verfolgt mich schon mein ganzes Leben. Die liebe Konsequenz bei der Nachhaltigkeit – hier bei der nachhaltigen Geldanlage. Zum einen die, die ich gerne selber leben möchte. Zum anderen die, die mir von meinen Mitmenschen vermeintlich abverlangt wird. Zu beiden möchte ich meinen Umgang schildern. Nicht als Wegweiser für Andere, wahrscheinlich könnt ihr das da draußen viel besser und ich freue mich in vielen Kommentaren dazuzulernen. Dennoch kommt diese Fragen in fast allen Gruppenkursen, die ich so begleite, von daher scheint es mir ein Thema, über das sich zu schreiben lohnt.
Ich sorge mich um unsere Lebensgrundlage. Wenn wir diese blöde Pandemie endlich hinter uns haben, werden neue Probleme auf uns zukommen, die wahrscheinlich viel gewaltiger sind als Schulschließungen und abgesagte Konzerte. Wir haben ja in der Pandemie gelernt, dass es durchaus Sinn macht, auf die Wissenschaft zu hören. Wenn wir das bei der anstehenden Klimakatastrophe auch tun, dann reichen die bisherigen Vorhersagen um deutlich zu machen, dass wir ganz schnell anders Energie produzieren und neue Mobilität erfinden müssen und grundsätzlich unseren Lebensstil und -standard grundlegend überdenken müssen. Und was hat das jetzt mit meinen Geldanlagen zu tun? Ich finde viel.
Ich investiere Geld, um am Ende durch eine Rendite mehr Geld zu haben. Einfach um auch in Zeiten der Inflation meinen Geldwert zu erhalten. Na gut, es darf auch schon ein bisschen mehr sein. Mein erster kleiner Widerspruch, den es auszuhalten gilt. Ich weiß, unsere Erde ist mit weniger Wachstum in jeder Hinsicht besser dran. Aber ich mag es, wenn mein Depot wächst. Also versuche ich die Gradwanderung und lasse möglichst Werte wachsen, die wir in einer besseren Welt gut gebrauchen können, die zu einem Wandel in der Gesellschaft beitragen. Manchmal klappt das gut, manchmal weniger. Allein schon, weil die Recherche über die Firmen nicht immer einfach ist. So kommt es auch zu Käufen, die ich nach einer Zeit wieder bereue. Da habe ich, als der Ölpreis sehr niedrig war, Aktien eines Erdölunternehmens gekauft. Es war aus ökologischer Sicht weltweit das am ökologischsten. Hatte ich aus irgendeinem Rating. Aber es war trotzdem ein Erdölunternehmen und obwohl die Aktie bestimmt noch viel mehr aufgeholt hat, habe ich sie sehr bald wieder verkauft. Es war für mich nicht richtig. Aber auch nicht weiter schlimm. Das ist das andere, was ich für mich geklärt habe. Ich darf experimentieren, ich darf Fehler machen, ich darf auch mal längerfristig ein vermeintlich “schlechtes” Unternehmen im Depot haben. Wenn es mich stört, dann verkaufe ich es. Ich bin geschult im gnädig sein mit mir. Dazu gerne ein bisschen Hintergrund. Ich war 25 Jahre lang beim Bund für Umwelt- und Naturschutz aktiv, zum Teil in sehr leitenden Tätigkeiten. Natürlich weil es mir wichtig war und ist. Sehr wichtig! Dennoch habe ich – so wie viele andere Aktive – eine praktikablen, freudigen Umgang mit der Konsequenz gefunden. Ich bemühe mich, bei einigen Bereichen bin ich sehr konsequent und bei anderen Bereichen ein bisschen weniger.
Meine Mitmenschen sind da nicht so gnädig mit “Ökos”. An der fehlenden Konsequenz der Ökos lässt sich nämlich trefflich die eigene noch größere Inkonsequenz rechtfertigen: “Schaffen es die Ökos schon nicht, muss ich doch erst recht nichts machen.” Das war extrem, als ich beim BUND aktiv war. Heute hält es sich in Grenzen. Oder ich reagiere auch schon gar nicht mehr drauf. Von daher sind die Anderen nicht mehr so ein Problem. Aber ich nenne es hier, weil Du garantiert mit kritischen Nachfragen rechnen musst, wenn Du beispielsweise an einem Börsenabend erklärst, dass Du versuchst nur Aktien zu kaufen von Unternehmen die klimaneutral wirtschaften. Es hat nicht wirklich viel mir Dir zu tun, zumindest wenn die Nachfragen emotional und angreifend werden. Ist zumindest meine Erfahrung. Oder meine Wertung von solchen Gesprächen. Zugegeben kann man die Reaktion natürlich auch selbst verschärfen, in dem man möglichst moralisch auftritt und erwartet, dass alle Anderen es jetzt auch so machen.
In meinem Umfeld, meinen Coachees und meinen sonstigen Mitmenschen erlebe ich zwei Extreme und bewege mich mit Interesse in zwei verschiedenen “Blasen”: der “Geld”-Blase und der “Öko”-Blase. In der “Geld”-Blase war ich neulich wirklich entsetzt über einen Artikel in einer Fachzeitschrift über die Risiken bei Geldanlagen in den nächsten 20 Jahren. Mit wirklich keinem Wort wurden Klimarisiken erwähnt. Das wurde dort komplett ausgeblendet. Dafür ist in der “Öko”-Blase gerne alles, was mit Geld oder gar Investments zu tun hat, bäh und wird am liebsten gar nicht angeschaut. Lange Zeit habe auch ich selbst die Bereiche eher getrennt. Ich habe mit Menschen zu ihren Geldanlagen gearbeitet und mich zwar gewundert, wenn nachhaltige Aspekte ganz ausgeblendet wurden, aber wie man das als Coach so macht, man drückt ja niemandem seine Meinung auf. Aber mich hat es gestört. Was hilft mir denn eine ordentliche Rente, wenn ich den Gewinn mit Unternehmen erwirtschaftet habe, die gleichzeitig unsere Lebensgrundlage massiv zerstören? Umgekehrt wird in der “Öko”-Blase am liebsten gar nicht auf Geld geschaut. Oder maximal in Immobilien investiert. Denn alles anderer ist ja irgendwie böse. So die extremen Sichtweisen, vielleicht ein bisschen überzogen. Lange Zeit habe ich übrigens die Blasen auch für mich getrennt. Bei NGOs mache ich Teamentwicklung und Führungskräftecoaching, hier habe ich das Thema Geld eigentlich nie angesprochen. War ja auch nicht Thema. Und bei meinen Geldcoachings bin ich lange Zeit auch wenig auf Nachhaltigkeit eingegangen. Bis ich gemerkt habe, dass viele meiner Kundinnen genau das interessant finden. Das macht Euch so toll!!! Was dazu geführt hat, dass ich auch bei Klunkerchen nicht mehr nur über alle möglichen Geldstrategien berichten will, sondern besonders über nachhaltige Geldstrategien. Nicht mit dem Ansatz hier die totale und ausgefuchste Expertin zu sein, aber vielleicht mit dem Ansatz praxistaugliche Tipps zu geben. Und in der Praxis eben auch nicht immer 100% richtig zu liegen. Denn wer tut das schon.