Ich habe jahrelang erfolgreich gearbeitet. Mit Zielen. Mit Jahreszielen, runtergebrochen auf Monats- und Wochenziele. Dazu gab es natürlich auch langfristige Ziele, wie beispielsweise die finanzielle Freiheit. Darin war ich richtig gut, viele Ziele habe ich erreicht und sie haben mich massiv weitergebracht. Bis eben auch zu dem Ziel vor 5 Jahren, dass ich für Geld nicht mehr arbeiten muss. Seitdem tue ich mich mit den Zielen schwerer. Wozu Ziele setzen? Nach der Suche über ein halbes Jahrzehnt, kann ich sagen, dass ich keine Ziele mehr habe. Möglicherweise noch Träume, wie ich im Alter leben will. Aber eben keine Ziele, die erreicht werden müssen. Trotzdem fühle ich mich pudelwohl. Und die Glücksforschung gibt mir Recht. Denn 5 wichtige Bereiche sind in meinem Leben abgedeckt und die sollen glücklich machen. Ich kann das bestätigen. Was sind diese fünf Punkte?
1. Herausforderung
Menschen sind glücklich, wenn sie gefordert, aber nicht überfordert sind. Das war tatsächlich die schwierigste Übung im Leben ohne den Zwang zu Arbeiten. Herausforderungen zu finden und sich dabei weder zu über- noch zu unterfordern. Letzteres ist nämlich genauso schlimm. In der ersten Zeit, als ich dachte, jetzt muss ich gar nicht mehr arbeiten, war ich definitiv unterfordert. Herausforderungen habe ich jetzt wieder, weil ich dosiert arbeite und dabei viele neue Dinge ausprobiere. Letztere stellen die Herausforderung dar, wenn sie klappen, bin ich super stolz.
2. Anerkennung
Die kommt automatisch, wenn Herausforderungen im Service für andere Menschen gut bewältigt werden. Tatsächlich hat mir ein gewisses Maß an Anerkennung gefehlt, nachdem ich mich von einem großen Konzern getrennt habe und freiberuflich weitergemacht habe. Leiterin einer Abteilung zu sein, wirkt in unserer Gesellschaft mehr, als freiberuflich zu beraten. Am Anfang haben mich abwertende Bemerkungen oder gleich die komplette Ignoranz meiner Person verletzt. Das lag aber auch daran, dass ich mich noch in beruflichen Kontexten bewegt habe, in denen Status irgendwie wichtig erscheint. Heute bin ich das nicht mehr. Sondern habe wieder wunderbare Menschen gefunden, die mich anerkennen. Auf eine andere Art, die wahrscheinlich sogar authentischer ist. Also alles gut, auch hier bin ich gut versorgt.
3. Wirksamkeit
Ich weiß nicht, ob dies für jeden Menschen wichtig ist. Für mich auf jeden Fall schon. Ich möchte wirksam sein. Ich möchte etwas zu dieser Welt und für die Menschen in meinem Umfeld wirksames beitragen. Nicht nur beruflich, sondern auch privat. Um nicht zu sagen, in der finanziellen Freiheit mischt sich das eh. Wenn ich jungen Frauen Yogastunden gebe und diese gerade mal die Raummiete aufbringen können, dann ist das wunderbar. Weil sie sonst keinen Zugang zu Yoga hätten und dabei eben viel mehr passiert, als nur stretching. Wenn in meinem Garten Igel und Frösche leben, dann ist das, was ich im Garten mache, in diesem kleinen Ökosystem für die Tiere dort wirksam. Ich freu mich dran und zumindest der Igel hat einen Namen. Auch wenn ich nicht genau weiß, ob er immer derselbe ist…
4. Zugehörigkeit
Ich glaube, dazu schreibe ich nicht viel. Weil es so viel Sinn macht. Mit anderen Menschen gemeinsam leben, sich einer Gruppe von Menschen zugehörig fühlen und zu lieben. Das macht mich glücklich und ich kann verstehen, dass die Glücksforschung diesen Punkt identifiziert hat.
5. Talente
Es macht glücklich, wenn man seinen Neigungen nachgehen kann. Ein definitiver Vorteil der finanziellen Freiheit! Ich kann meinen Leidenschaften und meinen Neigungen nachgehen. Da ich mich auch gerne mit Finanzen beschäftige, finde ich nicht mal die Steuererklärung lästig. Sonst auch nur wenig. In der Glücksforschung wird gesagt, wenn man 70% seiner Zeit seinen Neigungen nachgehen kann, dann ist man beruflich gut aufgestellt. Check, das passt bei mir!
Nachdem ich mich mit der Glücksforschung befasst hatte und gesehen habe, dass mein Leben glücklicherweise rund läuft, konnte ich loslassen von meiner eigenen Vorstellung (und vielen, vielen Internetappellen), dass ich jetzt dringend ein 5 Jahresziel brauche. Brauch ich nicht. Ich lebe so in meinen Tag und wenn ich das Gefühl habe, ich möchte ein neues Talent entdecken, mache ich daraus eine Herausforderung und hoffe, dass sie auf der einen Seite wirksam ist, es also jemand brauchen kann und mich deshalb anerkennt, es Sinn macht und ich neue Menschen kennenlerne. Letzteres ist nicht so wichtig, ich bin gut versorgt und meinem Tribe ist es eh egal, was ich gerade arbeite.
Mein Fazit: Man braucht keine Ziele, wenn das Leben stimmt. Und das gilt hoffentlich auch für Dich. Denn ich glaube nicht, dass man finanziell frei sein muss, um die fünf Punkte leben zu können. Im Gegenteil. Ich glaube, in jeder Lebensphase lohnt es sich, zu schauen, ob diese fünf Bereiche gut abgedeckt sind. Wenn es bei einem hackt, ja dann kannst Du Dir Ziele setzen. Um genau diese Lücke wieder aufzufüllen. Ich wünsche Dir ein glückliches Leben – hoffentlich auf lange Strecken ohne Ziele. Wenn es denn dann super rund läuft!
Kann den 5 Punkten zustimmen! Aber es fehlt der Punkt “Gesundheit”. Wer sich gesundheitlich gut fühlt, nimmt das Leben generell positiver war. Ich selbst habe nur wenige Ziele im Leben. In ein paar Jahren wäre es schön, Kinder zu haben. Und ein Beruf, der die oben genannten 5 Kriterien erfüllt.
Ein schöner Artikel. Hat mir sehr gefallen.
Ich fand diese Fragen a la “Wo sehen Sie sich in 5 Jahren” schon immer irgendwie komisch, weil es zwar Dinge im Leben geben mag, die man machen möchte oder erreichen will,
aber das hier und jetzt ist mir doch viel wichtiger. Glücklich und zufrieden zu sein finde ich ein vollkommen ausreichendes “Ziel” für mein Leben.
Den fehlenden Punkt 6 von Jenny möchte ich auch unterstreichen. Ohne Gesundheit ist das Glücklichsein nicht so einfach. Krankheiten können sehr belastend sein und Lebensfreude nehmen. Ich bin froh, dass ich zum Glück von mir sagen, dass ich die genannten 5 Punkte auch bei mir erfüllt sehe. Ein schönes Gefühl.
Liebe Grüße
Dummerchen
Oh, sehr interessant. Ich habe vor zwei Wochen eine neue berufliche Herausforderung angetreten und bin darüber und dami ziemlich glücklich. Jetzt weiß ich auch warum, die
Stelle erfüllt alle 5 Punkte…bisher zumindest.
5-Jahres-Ziele habe ich mir nie gesetzt, vor allem deshalb nicht, weil ich das als Begrenzung empfinden würde. In meinem Leben haben sich sehr oft Türen geöffnet, an die ich
nie im Leben gedacht hätte bei Zielvorstellungen und neue und interessante Themen haben sich dabei erschlossen. Ich möchte mich gar nicht mit meinem begrenzten Wissen von
heute auf die Zukunft ausrichten, damit würde ich mich ja selber einschränken. Ich versuche stattdessen, offen zu sein für Möglichkeiten und manchmal greife ich dann einfach
beherzt zu wenn sich etwas ergibt….
Dein Kommentar:
Danke für diesen Artikel! Er ist für mich interessant im hier und Jetzt, um zu schauen inwieweit die fünf Bereiche bei mir gut abgedeckt sind (und wo es hakt).
Außerdem wertvoll ist der persönliche Teil aus der Perspektive von jemand die finanziell frei ist.
Nochmals danke und Grüße auch an den Igel mit Namen
Noemi