Einkommenquelle "Erbe"

Dieser Beitrag ist eigentlich zu einer Blogparade zum Thema Einkommensquellen 2021 erschienen.

Ich habe einen Augenblick über das Thema nachgedacht, welchen Tipp, welche neue Quelle ich mir in diesem Artikel genauer anschauen möchte. Quellen haben glücklicherweise nichts mit Verdienst zu tun, eine Quelle sprudelt aus dem Boden und das teils ein bisschen grundlos (na gut, naturwissenschaftlich ist das jetzt nicht ganz sauber). Manche Quellen sind verborgen und lange nicht sichtbar. Wir erkennen sie erst, wenn die Füße feucht werden. Trotzdem kann da viel Wasser rauskommen.

Solche Quellen gibt es auch beim Geld. Nicht für jeden, aber selbst die, bei denen früher oder später eine solche Quelle sprudeln wird, schauen sich ihre zukünftige Quelle nur ungern an. In den Medien werden sie gescholten. Jene, die dieses Glück nicht haben werden, sind neidisch, manchmal auch hämisch. Zu mir kommen sie ins Coaching, weil sie sonst nie offen über ihre geheime Quelle reden können: Ihr Erbe.

Gerne kannst Du Dir einen Augenblick Zeit nehmen und überlegen, ob Du zu dieser Gruppe dazugehören wirst. Wohnen Deine Eltern in einem eigenen Haus? Ist es bereits abbezahlt? Haben sie noch andere Immobilien, Ferienhäuser oder Grundstücke? Besitzen sie ein Unternehmen? Weißt Du, ob in Aktien oder andere Investments investiert wurde? Hast Du das Gefühl, dass Du es erfragen könntest?
Viele Eltern reden von alleine nicht über Geld, sind dann aber doch erstaunlich offen, wenn man sich traut, zu fragen. Ich arbeite meistens mit Erbinnen und ich bin manchmal erstaunt, wie wenig über das Vermögen der Eltern bekannt ist. Zu einem klaren Überblick gehören natürlich auch andere (einschränkende) Faktoren, wie Geschwister, mögliche Pflegekosten und auch Vorstellungen der Eltern, nur den Pflichtteil zu vererben und den Rest an Andere zu vererben. Je nach Familienverhältnissen kann man das offen besprechen oder nur selbst grob abschätzen.

Wann wird das Erbe wirksam? Normal ist nach dem Tod der Eltern. Wenn alles gut geht, dann ist das recht spät im Leben. Sind die Eltern 25 Jahre älter, dann kann dies schon auch erst zur eigenen Rente eintreten. Ich erlebe aber immer mehr Erbinnen, die eigentlich nicht Erbinnen heißen, sondern Beschenkte. Sie erhalten bereits mit warmen Händen Teile des Erbes. Hier kommt sie ins Spiel, die sprudelnde Quelle, die selten angeschaut wird. Die ungern erwähnt wird, weil man sich das Geld nicht verdient hat, weil es ungerecht erscheint und weil es in der Gesellschaft tabuisiert wird. Auch weil es eine Abwertung der eigenen Arbeitsleistung bedeuten kann: Wenn beispielsweise mit der eigenen (anstrengenden) Arbeit 1.600 € verdient wird, aber die erbliche Geldquelle jeden Monat mit 2.500 € dazukommt, wirkt die eigene Arbeit weniger wertig. Ganz zu schweigen von vermuteten oder realen Erwartungen derer, die da mit warmer Hand geben.

Egal, wann die Quelle anfängt zu sprudeln, er hat Auswirkungen. Ich arbeite oft mit Menschen zu ihrer Altersvorsorge und spätestens hier hat ein erwartetes Erbe Auswirkungen. So wie bei einer 30jährigen Mutter von zwei kleinen Kindern, die mit mir neue Einkommensquellen erarbeitet hat, um neben ihrem Job noch Geld dazuzuverdienen, um die Rentenlücke zu schließen. Bei allen Überlegungen und Ideen war klar, dass die kleinen Kinder dafür einen Preis zahlen. Entweder, weil sich ihr Lebensstandard verändert oder weil Mama noch mehr arbeiten muss und für sie weniger Zeit und Energie hat. Im Zweifel sogar beides. Denn da war ja die Rentenlücke. Glücklicherweise hat sie über den Coachingprozess mit ihrer Mutter geredet, die dann meinte, sie müsse sich keine Sorgen machen. Die Eltern hätten in der Hinsicht vorgesorgt. Sie war baff, hat erstmal nicht nachgefragt, im Coaching haben wir dann das sichtbare Vermögen der Eltern angeschaut. Ein Haus in einer größeren Stadt in guter Lage. Geschätzter Wert: 800.000 €. Sie ist Einzelkind. Blieb noch die Frage, ob es da noch mehr gibt und ein blödes Detail, die Frage nach möglichen Pflegekosten. Ich habe sie ermuntert, sich zu trauen, bei ihrer Mutter nachzufragen. Kleines Off: Manchmal habe ich den Eindruck, die Eltern warten nur darauf, dass man fragt. Auf der einen Seite haben sie gelernt, dass man über Geld nicht spricht, deshalb sprechen sie es von alleine nicht aus. Auf der anderen Seite sind sie aber superstolz auf das was sie sich aufgebaut haben und was sie weitergeben werden. Und das darf man doch auch schon zu Lebzeiten anerkennen und dankbar darüber sein. Zurück zu meiner Klientin, es zeigte sich, dass es da auch noch ein kleines Aktienpaket gab und die Eltern als ehemalige Beamte sich in Sachen Pflege gut versorgt sahen. Hätten wir dies nicht in den Blick genommen, hätte meine Klientin massiv an den Kosten geschraubt, auf Kosten ihrer Kinder und ihrer eigenen Lebensqualität. Sie hätte sich ein zweites Standbein aufgebaut und mehr gearbeitet, wieder auf Kosten der Kleinen. So waren wir mit dem Coaching schnell durch, es bestand einfach nach dieser Klärung kein weiterer Handlungsbedarf.

Sprudelt die Quelle bereits, kann sich je nach Höhe das Leben verändern, muss aber nicht. Dabei mache ich die Erfahrung, dass es eine Zeit braucht, bis man das Geld als eigenes Geld betrachtet. Das ist okay, das ist normal. Wenn es dann eigenes Geld ist, kann man dies für die eigenen Werte arbeiten lassen. Entweder, in dem man es gemeinschaftlich teilt und für einen bestimmten Zweck arbeiten lässt. Ich denke hier an zahlreiche Stiftungen, die durch Erbschaften ihre Ziele verfolgen. Die Veränderung kann aber auch kleiner sein, beispielsweise in der beruflichen Veränderung oder – das ist dann schon wieder größer – in der Beendigung der Erwerbsarbeit. Das ist dann eher individuell, aber selbstverständlich auch wunderbare Schritte.

Was machen jetzt die, die nichts erben werden? Die ärgern sich wahrscheinlich, dass sie bis hier hin gelesen haben oder sie freuen sich, dass sie diese ganzen Probleme und Fragestellungen nicht lösen müssen.

Kommentare: 1
  • #1

    Susa Mandering (Sonntag, 10 Dezember 2023 10:43)

    Hallo,

    danke für diesen Beitrag. Besonders der Absatz, dass das Erbe Zeit braucht, um bei mir anzukommen, entlastet mich unglaublich. Ich habe immer das Gefühl, dass ich jetzt sofort was machen muss, bin aber eigentlich immer noch voller Trauer. Viele Grüße Susa