10.000 € Verlust mit Immobilien und Aktien – es fühlt sich unterschiedlich an

Im Augenblick bewegt sich der Aktienmarkt nicht gerade positiv. Mein Depot weißt ein Minus von etwa 10.000 € auf. Wirklich nicht schön. Trotzdem nehme ich diesen Verlust ganz anders wahr, als den Verlust bei Mieteinnahmen. In dieser unterschiedlichen Qualität liegt in meinen Augen ein großer Unterschied zwischen diesen beiden Formen der Geldanlagen. Was sicherlich unterschiedlich ist, aber gerne schildere ich, wie sich das bei mir darstellt.

Ich bin für die Vermietung meiner Wohnungen und das Einholen der Miete selbst zuständig, die Hausverwaltung verwaltet nur das Hauseigentum. Vor einigen Jahren habe ich mir dabei ein schwarzes Schaf in eine Wohnung geholt. Da vorher nicht oft Mieter gewechselt hatten, hatte ich noch nicht ausreichend Erfahrung, was man alles von neuen Mietern braucht. Ich habe mich von dieser Mieterin regelrecht um den Finger wickeln lassen. Nach den vereinbarten zwei Monaten mietfreier Zeit, in der sie Zeit hatte, die Wohnung ausgiebig zu renovieren, kam keine Miete. Am Anfang habe ich etwa alle zwei Wochen einen Brief geschrieben, dann häufiger, dann angerufen. Immer gab es kreative Entschuldigungen und ausgiebige Erklärungen von Notsituation. Und ich habe vielen Beteuerungen geglaubt, um dann mit Sorge das Mietkonto aufzurufen, um wieder enttäuscht zu werden. Keine eingegangene Zahlung. Irgendwann habe ich den Rechtsweg eingeschlagen und nach einem Jahr kam es dann auch endlich zur Räumung. Ich war zu diesem Zeitpunkt mit einer Freundin auf Rügen. Es war faszinierend, wer alles am Strand auf meinem Handy anrief. Der Ex-Mann der Mieterin, der nicht wollte, das sein Sohn obdachlos wird, die Mutter derselben, die mir eine monatliche Zahlung von 50,- € anbot und meine Solidarität einforderte, weil mein Onkel ihr Arzt sein. Absurd. Aber wenn ich eine Erinnerung an diesen Urlaub auf Rügen habe, dann sind das absurde Telefonate. In der Summe fand ich dieses Jahr sehr anstrengend. Weil ich mich persönlich verraten gefühlt habe, weil ich mir auch selbst den Fehler vorgeworfen habe, die falsche Mieterin auszusuchen. Und weil ich auch kein Schwein sein wollte, welche einfach die Mieter auf die Strasse setzt.

Es hat tatsächlich lange gedauert, bis ich den Dreh raus hatte, die Verluste als ein fehlgeleitetes Investment zu betrachten und nicht mehr persönlich zu nehmen. Eine gute Schule. Ich kann tatsächlich nicht sagen, ob ich vielleicht meine Aktienverluste heute anders wahrnehmen würde, wenn ich durch diese Schule nicht gegangen wäre. Damals wie heute gilt für mich: Die Verluste beinträchtigen nicht meine Lebensqualität. Ich habe genug. Die Emotionen beziehen sich auf Eitelkeit, Angst und Scham. Denn es ist in jedem Fall nicht schön, wenn man falsch investiert hat. Und so fühlen sich Verluste nun mal an. Bei Aktien ist der Verlust dazu auch noch kollektiver. Ich leide ja gerade nicht alleine, ich habe auch nicht alleine eine falsche Mieterin ausgesucht. Alle, die Aktien besitzen, leiden gerade. Und es ist in dem Sinne auch nicht meine Schuld. Klar, ich hätte früher aussteigen können. Aber gerade der Aktieneinbruch zum Jahresbeginn war – glaub ich – nicht so sehr vorhersehbar. Und ich hoffe, dass ich beim Aktienmarkt Chancen habe, den Buchverlust wieder wett zu machen. Das war bei meiner Mietnomadin grundlegend anders. Als ich bei ihrer Bank angerufen hatte, um in ihr Gehalt zu pfänden, meinten diese nur lapidar, stellen sie sich hinten an. Und die Mutter hat nach etwa einem Jahr auch ihre Zahlungen von 50,- € eingestellt. Irgendwie war es mir da schon egal, ich hatte den Verlust für mich als Lehrgeld verbucht und keine Lust mehr, in diesen Streit Energie zu stecken. Hier kommen dann schon auch wieder Parallelen zu Aktien auf. Und da bin ich noch nicht gut drin. Mich von Aktien zu trennen, eben weil man schon einen Verlust gemacht hat und nicht glaubt, dass es wieder besser wird. Aber es regt mich nicht so sehr auf und das ist ja auch schon mal was. Von daher ist meine Strategie auch klar. Wenn ich Ärger mit Mietern habe, werde ich aktuell die entsprechende Wohnung verkaufen. Dies macht sich im Augenblick bei den hohen Kaufpreis eh gut. Und das Geld in Aktien anlegen. Da leide ich dann auch, aber es strengt mich trotzdem nicht so an.

9 COMMENTS
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dineroxx

sehr eindringlich beschrieben 😉

Marianne

Hallo,
vielen Dank für den Einblick in Deine Gefühlswelt. Das macht die Tücken von unterschiedlichen Geldanlagen doch noch mal sehr plastisch deutlich. Ich hoffe, Du behälst auch in diesen Tagen die guten Laune. (-;

Macht weiter so, ich lese den Blog von Euch sehr gerne.
Tschüß Marianne

Christo

Naja, solange ein Verlust nicht realisiert wurde, ist er ja nicht “echt”. Bei einer langfristigen Buy-Hold-Strategie gehört es auch absolut dazu, dass es mal runter geht. Jetzt wäre ggf. eher der richtige Zeitpunkt, dazuzukaufen ;-).

Wenn einem Miteinnahmen entgehen, dann ist das ja auch wirklich Geld, was nicht da ist, obwohl man auch laufend Ausgaben hat. Deswegen, so denke ich, ist die Wahrnehmung auch hier anders.

sabrina

Sehr guter Artikel! Sehr lehrreich und noch dazu wohl überlegt. Aber die Verluste mit Aktien werden sich häufen denn man ist ja gezwungen zu veranlagen bei den Negativzinsen! Was soll man denn machen. Wie stehen sie eigentlich zu Hebelzertifikaten zb Turbo OS oder binäre Optionen? Danke für ein kurzes Feedback Sabrina 🙂

Danke Sabrina, für das Feedback.
Mit Optionen und Hebelzertifikaten habe ich noch keine Erfahrung und habe eine gewisse sicherheitsorientierte Scheu. Zumal ich ja gar nicht mehr so scharf drauf bin, mein Vermögen ins Unermessliche zu steigern. 4% Rendite reicht im Durchschnitt völlig.
Tschüss Monika

Gerda

gerade bei Immobilien muss man aber vorsichtig sein. Heute gibt es ja bereits criowdfunding Kampagnen wo man mit kleinen Beträge in etwa Zinshäuser investieren kann. Wie ist denn da die Meinungslage? Ich bin halt nur allgemein schon verunsichert weil Experten meinen die Preise sind schon so hoch!

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