Morgen sollte es eigentlich nach gefühlt Jahren wieder ein persönliches Arbeitstreffen von einem Aufsichtsrat geben. Nun wurde es aus Sicherheitsgründen ins Netz verlegt. Finde ich das schlimm?
So und so. Wir sind soziale Wesen und deshalb hätte ich mich riesig gefreut, meine Kolleg:innen mal wieder zu sehen. Ich hatte mich besonders auf das anschließende gemeinsame Abendessen gefreut, also den informellen Rahmen um das eigentliche Arbeitstreffen.
So und so hat aber auch die andere Seite. Auch wenn das Treffen in Berlin wäre, ich habe 45 Minuten Anfahrtszeit. Die fallen weg. Ich erlebe die eigentlichen Arbeitstreffen online effektiver als offline. Natürlich nur, wenn sie gut moderiert sind und auch einige lockere Aspekte enthalten. Aber dann erlebe ich sie als mindestens gleichwertig, eben oft auch als effektiver.
Meine Empfehlung: Eine Kombination
Was ich als sehr erfolgreich erlebe, ist eine Kombination. Arbeitstreffen also weiterhin online durchzuführen - auch nach der ewigen Pandemie. Aber trotzdem gezielt den sozialen Austausch zu fördern. Durch Abendessen, kleine Wanderungen oder andere Aktivitäten, bei denen man nebenbei reden kann. Da kann dann auch mal kurz über das gemeinsame Projekt gesprochen werden, im Fokus steht aber eher der soziale Aspekt und vielleicht auch der lose Austausch über neue Ideen oder gesellschaftliche Veränderungen. Also Themen, die bei einer normalen Sitzung mit Tagesordnung eventuell hinten runter fallen.
Wenn es zu Reisezeiten kommt, erfordert die Verabredung von sozialen Terminen ein gewisses Umdenken. Wie kann man Fahrtkosten abrechnen, wenn man sich "nur" zu einem gemeinsamen Abendessen trifft? Hier heißt es neu denken. Denn ein Gremium, was sich gar nicht mehr persönlich kennt, dem fehlt möglicherweise das gemeinsame Verständnis für die Zusammenarbeit. Trotzdem kann ich verstehen, dass hier Hürden zu überwinden sind, gerade wenn Spendengelder oder gar Drittmittel für die Kosten verwendet werden.
Gearbeitet wird online
Die eigentlichen Arbeitstreffen - ob Vorstandssitzungen, Projektteams oder was auch immer - finden weiterhin online statt. Weil die Vorteile überwiegen. Weniger Zeit für die Anreise. Mit einer für alle bekannten Tagesordnung können die Themen schnell und effizient besprochen werden. Nach meiner Wahrnehmung fassen sich online die Menschen, die sich gerne reden hören, auch kürzer. Sehr angenehm!
Je nach Team und Arbeitsweise kann eine Moderation gut sein. Ein Mensch, der das Wort erteilt, damit nicht mehrere zunächst gemeinsam anfangen zu reden. Der oder die sich aber auch einen guten Einstieg überlegen kann, der dann doch eine gewissen persönliche Note in das Treffen bringt. Bei längeren Treffen kann es auch nach der Pause nochmals zu einer Auflockerung kommen. Apropos Pausen: Die sind online natürlich genauso wichtig, wie offline. Im gemeinsamen Treffen vor Ort merkt man oft schneller, wann die Gruppe unruhig wird. Online kann man sich die selbstgewählten Pausen schneller nehmen. Bildschirm aus - ab aufs Klo. Um solche Abwesenheiten zu vermeiden, macht es Sinn als 90 bis 120 Minuten eine Pause fest anzubieten.
Unterstützen können Online-Tools, in dem mit Moderationskarten Themen festgehalten werden oder Fragen und Notizen gemeinsam gesammelt werden. Bei größeren Arbeitsgruppen können auch Kleingruppen längere Treffen sehr auflockern.
Wie löst ihr das?
Ich bin sicher, die meisten von Euch haben eine gute Routine entwickelt, online erfolgreiche Treffen durchzuführen. Trotzdem wird da eine Sehnsucht sein, sich zu sehen. Dennoch kann man dies vielleicht in Zukunft trennen. Die Sehnsucht, sich zu sehen, mit sozialen Treffen zu erfüllen und gleichzeitig weiterhin effektiv online zusammenzuarbeiten. Ich bin gespannt, zu hören, wir Ihr das so seht und vor allem löst und lebt.